Das neue räumliche Leitbild für die Stadt
Perspektivplan Freiburg 2030
Drei Jahre lang haben Stadtverwaltung und externe Büros von Freiraum- und Stadtplanern um ein neues Leitbild der Stadtentwicklung gerungen. Immer wieder haben sie mit den örtlichen Politikern, der interessierten Bürgerschaft und weiteren Gruppen der Stadtgesellschaft diskutiert und rückgefragt. Am 11. Juli 2017 hat dann der Gemeinderat mehrheitlich das Ergebnis abgesegnet und den Perspektivplan als richtungsweisendes Leitbild der künftigen Stadtentwicklung verabschiedet, das für die verbindliche Bauleitplanung (Flächennutzungsplan und Bebauungspläne) bis 2030 Richtschnur sein soll.
Der Auftrag war, sich angesichts des drängenden Wohnungsbedarfs einen Überblick zu verschaffen, wo es noch Platz für neues Bauen in der Stadt gibt, das aber auch die für das Zusammenleben wichtigen öffentlichen Freiräume miteinschließen soll. Der Perspektivplan ist nunmehr das städtebauliche Rahmenkonzept für die Freiraum- und Siedlungsentwicklung der nächsten 15 Jahre.
Als Leitgedanken für die zukünftige Stadtentwicklung sollen drei zentrale Grundsätze stehen:
- Wohnungen und Freiräume müssen zusammen gedacht werden.
- Bauliche Dichte soll die Stadt lebendig und kommunikativ machen.
- Entlang von Leitstrukturen soll sich Freiburg räumlich entwickeln.
Drei übergeordnete Leitideen wurden als Leitstrukturen herausgearbeitet:
– Flussverbindungen (blau)
– Querverbindungen (grau)
– Parkverbindungen (grün)
Dieses Strukturraster soll die Orientierung für die Stadtentwicklung der nächsten Jahre geben.
Um die Vergleichbarkeit städtebaulicher Vorhaben zu gewährleisten, wurde ein Werkzeugkasten mit sieben anwendbaren Werkzeugen erstellt.
Bei der Erstbeurteilung von Einzelvorhaben bietet der Perspektivplan somit wichtige Beurteilungsgrundlagen und beantwortet folgende Fragen:
- Welche Baudichte und Freiraumversorgung liegen im
- Vorhabenbereich vor und sind zu berücksichtigen (Atlas)?
- Welche Handlungsempfehlungen können genutzt werden (Gebietstypen und Freiburger Dichten)?
- Liegt das Vorhaben in stadtstrukturellen Perspektivräumen (Raumbild und Entwicklungsbereiche) und kann es einen Beitrag zur Verbesserung der Stadt liefern? Mit welchen anderen Vorhaben und Akteuren muss eine Abstimmung erfolgen?
- Mit welchen Umsetzungsstrategien kann das Vorhaben erfolgreich sein (strategische Bausteine)?
Als siebtes Werkzeug fungiert das GIS-Modell. Im stadtinternen, webbasierten Geodaten-Informations-System werden die Ergebnisse des Perspektivplans zur Verfügung gestellt, um die Auswirkungen von Bau- und Planungsvorhaben auf die Baudichte und Freiraumversorgung beurteilen zu können.
Im Ergebnis zeigt der Perspektivplan die vom Gemeinderat nunmehr beschlossenen 14 Entwicklungsbereiche, in denen auf die Freiraum- und Siedlungs-Entwicklung in den nächsten Jahren vorrangig eingegangen werden soll:
Welche vorgegebenen Entwicklungsbereiche des Perspektivplans berühren das Gebiet des Bürgervereins Mittel- und Unterwiehre?
Die dichtbebaute Mittelwiehre zwischen Dreisam und Höllentalbahn findet im Perspektivplan keine Erwähnung.
Anders die Unterwiehre: Zwischen Rheintalbahn und Heinrich-von-Stephan-Straße/Merzhauser Straße (Entwicklungsbereich N) wird als Leitmotiv formuliert:
„Die Stadtinseln werden über Rad- und Fußwege ins Siedlungsgeflecht eingebunden und die Freiräume besser vernetzt“. Hier ist in den kommenden Jahren mit baulichen Veränderungen zu rechnen.
Für die Wonnhalde-Gartenanlage, die Breitmatte und die Matthiasmatte (Entwicklungsbereich O) ist pauschal als Leitmotiv genannt: „Die Matten und Talränder an der Wonnhalde werden behutsam mit neuen Spiel-, Bewegungs- und Begegnungsmöglichkeiten angereichert“.
Diese Formulierung gefiel der SPD und der JPG nicht. Sie forderten in einem interfraktionellen Antrag die Stadtverwaltung auf, diesen Satz zu streichen und mit folgendem zu ersetzen:
„Die Matten und Talränder an der Wonnhalde werden für eine mögliche Wohnbebauung geprüft und die Freiraum-Nutzungskapazitäten mit neuen Spiel-, Bewegungs- und Begegnungsmöglichkeiten erhöht, um jetzigen und zukünftigen Einwohnern eine attraktive Naherholungsmöglichkeit zu bieten“.
Der interfraktionelle Antrag von SPD und JPG wurde abgelehnt.
Abschließend ist zu sagen: Der Perspektivplan ist ein Leitbild, das keine verbindliche Wirkung hat. Die ist erst mit der planungsrechtlich relevanten Bauleitplanung gegeben. Die Verwaltung und der Gemeinderat sind aber gefordert, die erhobenen Bestandsanalysen und Handlungsempfehlungen des Perspektivplans bei der Innenentwicklung und Nachverdichtung zu berücksichtigen. Der Perspektivplan sollte überdies Argumentationsgrundlage bei kontroversen Diskussionen sein und sie versachlichen.
Ludwig von Hamm
Anmerkung:
Wer mehr Details zum Perspektivplan sucht, findet diese im Internet unter www.freiburg.de/perspektivplan