Wider den Abriss
Für Erhaltung und Gestaltung unserer Wiehre-Architektur
Am 27.02.18 hatten die Bürgervereine der Wiehre zu einer gemeinsamen Veranstaltung geladen, um im Beisein von Stadtplanungsamtsleiter Jerusalem und der Hauptreferentin des Abends, Frau Annette Friedrich, Stadtplanungsamtsleiterin der Stadt Heidelberg seit 2004, über die Weiterentwicklung von Gründerzeit-Stadtquartieren zu beraten.
Nach der Begrüßung von über 100 Teilnehmern durch den Vorsitzenden Hans Lehmann (Bürgerverein Oberwiehre), leitete Klaus Füsslin (Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre) das Thema ein, „das Gesicht der Wiehre wahren zu wollen, nicht mehr ohnmächtig zusehen zu wollen, wie dieser schöne Stadtteil Freiburgs durch Klötzchenarchitektur zwischen wertvoller Bausubstanz immer mehr verkommt“. Er warf die Frage auf, wie man Stadt, Bauherren, Investoren und Architekten davon überzeugen könne, dass man mit gemeinsamer Abstimmung bessere bauliche Lösungen als bisher erreichen könne: Sein bzw. der beiden Bürgervereine klares Statement: Stadtqualität und Stadtgestalt ist ein wichtiger Wohlfühlfaktor für die Zukunft städtischer Entwicklung. So wie es derzeit läuft, darf es nicht weitergehen.
Joachim Scheck (Vistatour) nahm diesen Ball auf und stellte anhand einiger bebilderter Beispiele die inzwischen fortgeschrittene Veränderung des Stadtbildes eindrücklich heraus.
Frau Friedrich berichtete von den Bemühungen in Heidelberg. Schon Anfang 2000 war das Problem in Heidelberg relevant, der Druck auf die dortige Weststadt-Gründerzeitarchitektur enorm. Man experimentierte mit der Einführung von Gestaltungs- und Erhaltungssatzungen für alte Kernbereiche von Ortsteilen und eben in Bereichen der Stadterweiterung der Gründerzeit.
Dabei sind detaillierte Planungsgrundlagen zu erarbeiten, welche die Einbindung der bestehenden Bausubstanz objektiv beschreiben. Es muss klar und verständlich werden, warum eine Stadt bestimmte Bereiche als gestalterische Eigenart ihrer Identität reklamiert. Zwei Personen arbeiten in Heidelberg an solchen Satzungen.
Letztlich ist es das Ziel, ältere Bauten vor dem Abriss zu bewahren, ggf. neue Bauten passend in die Altbausubstanz zu integrieren. Hierbei ist die Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwaltung wichtig (Baurechtsamt, Denkmalamt, Stadtplanungsamt, Gartenamt).
In der Diskussion war der Unmut herauszuhören, wie in Freiburg Veränderungen der Bausubstanz seitens städtischer Entscheider mehr oder weniger hingenommen werden. Mehr Erhalt statt Abriss sollte die Devise werden. Der Aufwand der dazu erforderlichen internen Arbeit ist keineswegs klein, die Stadt muss hier wohl zulegen.
Amtsleiter Jerusalem ließ durchblicken, dass aufgrund des Antrags einiger Stadtratsfraktionen aus dem November 2017 (?) wohl im späten Frühjahr 2018 im Stadtrat darüber zu befinden ist, ob Stadtgestaltungs- und Stadterhaltungssatzungen erarbeitet werden sollen. Nach der heutigen Veranstaltung ein klarer Auftrag an die Stadträte, positiv darüber zu entscheiden.
Klaus Füsslin