Durch die Kita- und Schulschließung brach drei Wochen vor den Osterferien in den Familien mit Kindern die Alltagsstrukur komplett zusammen. Eltern und Alleinerziehende waren auf sich gestellt bzw. sollten plötzlich das tun, was der Staat sonst verbietet: ihre Kinder daheim unterrichten. Die Anpassungsleistung an die durch die Pandemie so plötzlich erzwungene Veränderung überforderte Eltern, Kinder und Lehrer an vielen Stellen (dazu auch den Leserbrief Seite 16).
Aber die Schulen waren niemals ganz geschlossen. Eine Notbetreuung von Kindern, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten fand in beiden Grundschulen im Viertel statt. So hatten anfangs 18 Kinder die Lorettoschule ganz für sich. Seit dem 4. Mai haben beide Grundschulen im Viertel durch die erweiterte Notbetreuung (für Eltern, die nachweisen können, dass sie Präsenzpflicht am Arbeitsplatz außerhalb der eigenen Wohnung haben) nun 5 Gruppen von jeweils höchsten 10 Kindern pro Gruppe. Ab dem 18. Mai dürfen dann zusätzlich zunächst alle Viertklässler in ihre Schule zurückkehren. Aber unter was für Bedingungen! Um mögliche Infektionsketten weiterhin möglichst zu minimieren sind die Schulen gehalten, die Klassen zu teilen und auf eine größere Zahl von Räumen zu verteilen. Super, wenn die Lorettoschule schon vorher aus allen Nähten platzte. Schon daraus folgt, dass ein Unterrichtsangebot für alle Klassen im Schulgebäude auf längere Sicht nur eingeschränkt möglich sein wird. Damit sich möglichst wenig Kinder begegnen, beginnt und endet der Unterricht der einzelnen Lerngruppen zeitversetzt. Den einzelnen Lerngruppen wird der Eingang und Ausgang als auch die Toilette zugeteilt, welche sie dann ausnahmslos benutzen müssen. Damit sich nicht zu viele Schülerinnen und Schüler zeitgleich in den Sanitärräumen aufhalten, muss durch eine Lehrkraft eine Eingangskontrolle durchgeführt werden. All diese Maßnahmen werden zusätzlich Lehrkräfte binden, die sich gleichzeitig auch um die Kinder der Klassen 1–3 im homeschooling kümmern müssen. Kurz, es steht zu befürchten, dass viele Eltern wie Lehrerinnen weiterhin an ihrer Belastungsgrenze und darüber hinaus arbeiten werden, um doch nur Defizite möglichst gut zu verwalten. Denn was ist das für ein Schülerleben, wenn alles, was nicht unmittelbar mit Mathe und Deutsch zu tun hat, wegfällt. Der Sport und die Pausenprogramme, der Chor, die Lernpatenschaften und die vielfältigen Kooperationen mit anderen Schulen und der Kita nebenan- alles ist vermutlich noch auf lange Zeit aus dem Stundenplan gestrichen.
Einen Lichtblick gibt es immerhin zu vermelden. Der Neubau ist im Zeitplan und kommt gut voran – auch weil die Bauarbeiten sich nicht an einen laufenden Schulbetrieb anpassen mussten. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass sich in den Lieferketten nicht irgendwelche coronabedingten Schwierigkeiten auftun.
Loretta Lorenz