Im Januar 2024 informierte uns das Bürgermeisteramt über die geplante Einrichtung eines Ruhewalds am Sternwaldeck und nannte auch gleich mögliche Ansprech-partner*innen im Friedhofsamt zur Einholung des aktuellen Planungsstands. Wer uns vom Bürgerverein kennt, weiß, dass wir uns das nicht zweimal schreiben lassen.
Aber zunächst zur „Historie“ der Idee Ruhewald in der Stadt Freiburg: Die Information aus dem Bürgermeisteramt kam, zumindest für regelmäßige Zeitungsleser*innen, so überraschend nicht. Seit dem Antrag von insgesamt sieben Fraktionen des Freiburger Gemeinderates vom 3. August 2020, auf Freiburger Gemarkung einen Friedwald einzurichten, wurden bei der darauffolgenden Standortsuche zunächst drei mögliche Standorte diskutiert: der Wald bei Günterstal, die Eichhalde in Herdern und das Sternwaldeck. Als Grundlage der Entscheidungsfindung erfolgte die Aufstellung eines strengen Kriterienkatalogs, zu der u.a. folgende Kriterien herangezogen und unterschiedlich gewichtet wurden: Stabilität des Waldes, Begehbarkeit/Hangneigung, Bewertung der vorhandenen Infrastruktur, Erweiterungsmöglichkeiten, Entfernung zum ÖPNV, Erreichbarkeit per Fahrrad, Angebot von PKW-Stellplätzen, mögliche Konflikte durch Nutzungsüberlagerungen, Naturschutzbelange (z.B. Natura 2000). Im Ergebnis lag das Sternwaldeck nur einen Punkt unter der Eichhalde, die jedoch wegen der Natura 2000 Vorgaben als Standort dann aufgegeben wurde.
Unsere Nachfrage im Friedhofsamt betraf vor allem die gestalterische und organisatorische Konzeption des geplanten Vorhabens.
Dazu die beruhigende Nachricht für den geplanten Ruhewald vorweg: Der Wald solle weiterhin ein uneingeschränkt zugänglicher Wald bleiben und kein zusätzlicher Friedhof werden. Oder auf gut amtsdeutsch: „Die Fläche bleibt auch nach der besonderen Widmung Wald im Sinne des Gesetzes.“ Wer für sich oder seine Angehörigen eine Waldbestattung wünscht, müsse deswegen z.B. billigend in Kauf nehmen, dass der Beisetzungsplatz der Urne nicht auf stets geräumten und v.a. gut mit Rollator zu befahrenden Wegen erreichbar sein wird. Auch könnten Angehörigen auf dem Weg zur Grabstelle Jogger oder Kleinkindergruppen entgegenkommen, denn der alte Trimmpfad, der erst vor wenigen Jahren mit wetterbeständigem Sportgerät (s. WJ 73) um eine Art Fitnesscenter im Freien sinnvoll ergänzt wurde, werde, genauso – wie der Waldkindergarten und der Kinderkunstpfad – in friedvoller Koexistenz zur neuen Bestattungskulturform weiter existieren. Die Urnenbestattungen sollten nicht nur, wie in anderen vergleichbaren Ruhewäldern, unter ausgewählten Bäumen, sondern auch an Felsen, Wurzelstöcken oder auf kleinen Lichtungen erfolgen dürfen. Der Hinweis auf die Verstorbenen werde ohne jeden Grabschmuck lediglich mit kleinen Steinen oder Täfelchen zu finden sein.
Die eingeholten Informationen sind noch nicht amtlich, da der Gemeinderat im Frühsommer noch in einer Sitzung zu entscheiden hat, ob und mit welchen Finanzierungsvorgaben er den Wünschen nach einer veränderten Bestattungskultur letztendlich nachkommen kann.
Denn schon 2020 beurteilte die Gutachterfirma Planrat die Einrichtung eines Friedwalds aus verschiedenen Aspekten heraus kritisch. „Die zu erwartenden Überhangflächen auf den Friedhöfen von 35 bis 50 Prozent werden sich durch das Angebot eines Ruhewalds erhöhen und damit Auswirkungen sowohl auf den städtischen Haushalt als auch auf das Gebührenaufkommen haben.“ Planrat empfahl daher die „Wertigkeit und Naturgemäßheit der Grabangebote auf den kommunalen Friedhofsanlagen weiter-zuentwickeln und auszudifferenzieren.“ Dieser Empfehlung folgten die oben erwähnten interfraktionellen Antragssteller damals nicht. Warten wir jetzt in Ruhe ab, ob diese Diskussion angesichts der allgemein gestiegenen Kosten nicht doch noch einmal aufgenommen wird.
Loretta Lorenz und Claus Ramsperger
Die nachfolgende Karte veranschaulicht das mögliche Gebiet des Ruhewaldes als Planungsidee: