Sieht man von der renovierungsbedingten Schließung um den Jahrhundertwechsel ab, so können sich nur Ältere daran erinnern, dass das Lorettobad im Sommer nicht benutzt werden konnte: nach dem 2. Weltkrieg stand das Bad über Jahre nur den französischen Besatzungstruppen zur Verfügung.
Corona macht’s möglich: das Lorettobad blieb in diesem Jahr geschlossen. Diese Entscheidung ist wirtschaftlich vielleicht noch nachvollziehbar, politisch aber überhaupt nicht.
Regio Bäder GmbH als Betreiberin und Stadtverwaltung hatten sich bei abflauendem Infektionsgeschehen schon nicht mit Ruhm bekleckert, als sie Wochen zur Erstellung eines Bäderkonzeptes brauchten – andere Städte waren da deutlich flinker und hätten sicherlich ihre Konzepte mitgeteilt. So bestand der Eindruck: in Freiburgs Stadtverwaltung wird das Rad gerade neu erfunden.
Das Ergebnis – Öffnung des Strandbades Ende Juni und Öffnung des St. Georgener Bades in der zweiten Julihälfte – erweckte den Eindruck fehlenden Interesses an den Bedürfnissen der Bevölkerung. Noch fataler aber die Entscheidung, das Lorettobad geschlossen zu halten: Der Förderverein für das Lorettobad und der Bürgerverein, die beide in den 1990er Jahren durch ihr von der Bevölkerung stark unterstütztes Engagement das Bad vor der Schließung gerettet haben, wurden in den Entscheidungsprozess in keiner Weise eingebunden; auf Nachfrage bekamen sie die Antwort, man könne das Ergebnis der Beratungen in ein, zwei Tagen in der Zeitung lesen. Aber auch der Gemeinderat hat sich nicht mit Ruhm bekleckert: die Schließung und nur reduzierte Öffnung der Freibäder sind Aufgaben, die der Beratung des Gemeinderates unterliegen, dies hat der frühere Stadtrechtsdirektor von Emmendingen, Karl-Heinz Ruder, in der Badischen Zeitung vom 3. Juli sehr klar dargelegt.
Eine weitere vorhersehbare Folge der zaghaften Entscheidung von Stadt und Regio Bäder GmbH war und ist an den hoffnungslos überfüllten Baggerseen zu besichtigen: von Corona-Schutz keine Spur. Bei einer deutlich früheren und nicht so zimperlichen Öffnung aller Freibäder wäre der Druck auf die Baggerseen geringer gewesen und das Infektionsrisiko überschaubarer.
Fazit: Ein äußerst schlechtes Bäder-Management von federführender Stadt und ausführender Regio Bäder GmbH. Setzen: sechs!
Für Biologen hatte übrigens der Stillstand des Bades eine interessante Seite: Im Juli verbreiteten sich in der Umgebung des Bades zahllose Eintagsfliegen, die im August von inzwischen höchst seltenen Libellen ergänzt wurden. Und es gibt Befürchtungen, dass die stillliegenden Becken die größte Freiburger Brutstätte für die Mücken und Tigermücken des nächsten Jahres sind.
Klaus Winkler