Bevölkerungs-Vorausrechnung für Freiburg 2014 bis 2030
Das städtische Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung hat sich im vergangenen Jahr mit Freiburgs Entwicklung bis 2030 auseinander gesetzt und die Ergebnisse jetzt in der Reihe „Beiträge zur Statistik“ veröffentlicht. Im Folgenden sollen die Erkenntnisse, soweit sie Wiehre-relevant sind, dargelegt werden.
Der Rechenweg bis zum Ergebnis ist so komplex, dass er hier im Detail nicht wiedergegeben werden kann. Wer es genauer wissen will, sei auf die Veröffentlichung verwiesen, die im Internet heruntergeladen werden kann (www.freiburg.de - Rathaus und Bürgerservice - Statistik & Wahlen - Veröffentlichungen - Beiträge zur Statistik…) oder im Amt zu beziehen ist.
Nur so viel sei zur Datenanalyse gesagt: In die Rechnung gehen die Einwohner differenziert nach Altersjahren, Geschlecht und Deutsch/Nicht-Deutsch, die Geburten, die Sterbefälle, die Umzüge innerhalb der Stadt und die Zu- und Wegzüge über die Stadtgrenze während eines Jahres ein, und das für jedes Jahr fortgeschrieben aufgrund der Erfahrungen der zurückliegenden Jahre und der Erwartungen für die kommenden Jahre. Dabei wird auch die zu erwartende Neubautätigkeit, wie sie im Flächennutzungsplan für die Jahre bis 2020 schon vorgesehen ist, berücksichtigt und jetzt auch die Erschließung eines neuen Stadtteils im Westen der Stadt. Das Ganze wird noch differenziert für jeden Statistischen Bezirk, der in Freiburg auch gleichzeitig Wahlbezirk ist, berechnet sowie für die 42 Stadtbezirke (u.a. die Mittelwiehre, die Unterwiehre-Nord und die Unterwiehre-Süd) in dem Bericht zur Statistik nachgewiesen.
Sehr breiten Raum nimmt in der Studie die Analyse der einzelnen Komponenten ein, wie Geburtenraten, Sterberaten, Wegzug- und Zuzugsraten und ihre Veränderung in den zurückliegenden Jahren, da aus diesen die zu erwartende Entwicklung in der Zukunft abgeleitet wird. Das Ergebnis der jüngsten Bevölkerungsprognose 2014 bis 2030 im Vergleich zu den vorangegangenen zeigt die folgende Grafik:
Es sind jeweils drei Varianten gerechnet worden, von denen immer die mittlere als die Wahrscheinlichste angenommen und auch analysiert wird. Im Folgenden soll das Ergebnis, die Zu- oder Abnahme der Wiehremer Bevölkerung im Prognose-Zeitraum, eingehender betrachtet werden.
Die Entwicklung der Bevölkerungszahl zwischen 2014 und 2030 in der Mittelwiehre
Zum Jahresbeginn 2014 lebten in der Mittelwiehre 4.662 Einwohner. In den 14 Folgejahren wird sich die Zahl nur geringfügig ändern. Im Jahr 2030 werden es 56 mehr sein. Das sind gerade mal 1,2 % Zuwachs, deutlich weniger als für die Gesamtstadt errechnet wird (12,3 %). Ursächlich für diese Entwicklung sind stagnierende Zahlen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (bis 30 J.), Abnahme (10,5 %) der Bevölkerung in den zahlenmäßig starken Elternjahrgängen (30 bis 60 J.), die aber eine deutliche Zunahme (23,6 %) der Älteren (60 J. u. m.) ausgleicht. Mit der Folge, dass das Durchschnittsalter aller Bewohner der Mittelwiehre in diesen Jahren von 41,6 auf 43,3 Jahre steigt.
Die Entwicklung der Bevölkerungszahl zwischen 2014 und 2030 in der Unterwiehre-Nord
Die Unterwiehre-Nord zählt 2014 am Beginn des Prognose-Zeitraums 5.165 Einwohner und wird 2030 voraussichtlich 627 Personen mehr beherbergen. Das entspricht einem Zuwachs von 12,1 %. Zulegen werden die Kinder- und Jugendlichen-Jahrgänge (+202 bei den 3 bis 18 Jährigen), die allerdings 2014 mit nur 510 Personen schwach besetzt sind. Erhebliches Gewicht haben in der Unterwiehre-Nord die studententypischen und Eltern-Jahrgänge (2.744 Personen zählen die 18 bis 45 Jährigen heute) und gerade diese Altersgruppe wird sich in den betrachteten 14 Jahren um fast 5 % reduzieren. Für die kräftige Zunahme im Stadtbezirk kommen vor allem die reiferen Jahrgänge auf (1.724 sind 45 J. u. ä.). Mit 577 zusätzlichen Personen oder +33,5 % werden sie dafür sorgen, dass das Durchschnittsalter von 37,8 auf 40,3 Jahre angehoben wird. Damit hätte Unterwiehre-Nord nach Vauban, Rieselfeld, dem (Brühl-) Industriegebiet-Nord – und gleichauf mit Munzingen (+2,6 J.) – die am schnellsten alternde Bevölkerung unter den Freiburger Stadtbezirken.
Die Entwicklung der Bevölkerungszahl zwischen 2014 und 2030 in der Unterwiehre-Süd
Die Unterwiehre-Süd ist sowohl nach Fläche wie auch Einwohnerzahl (2014 = 7.649 Einw.) der größte der Wiehremer Stadtbezirke. Nach der aktuellen Prognoserechnung sollen bis 2030 noch 945 weitere Einwohner dazu kommen. Das ist ein Zuwachs von 12,4 %. Die vorausgegangene Prognose von 2012 errechnete für das Zieljahr 2030 sogar eine Zunahme von 985 Personen. Das ist eine Größenordnung, wie sie sonst nur Quartiere mit starker Neubautätigkeit aufweisen (z.B. Brühl-Güterbahnhof, Haslach-Egerten mit der Gutleutmatte, auch Zähringen und Ebnet). Das wirft den Blick auf den Flächennutzungsplan 2020, in dem potenzielle Wohnbauflächen am Schlierberg und östlich der Merzhauser Straße vorgesehen sind und die als Neubaugebiete in die Prognoserechnung auch eingegangen sind.
Zu der Fläche „Hinterer Schlierberg“, auch Schlierbergwiese genannt, wie auch der Kleingartenanlage Wonnhalde äußerte sich der Oberbürgermeister auf dem gemeinsamen Neujahrsempfang 2014 der Wiehremer Bürgervereine und nochmal in einem persönlichen Interview (in Auszügen abgedruckt im Wiehre Journal Nr. 34, Februar-März 2014, Seite 6) dahingehend, dass beide Flächen nicht in die Bebauung kommen werden.
Frage: Ist die enorme Prognosezahl 2030 für die Unterwiehre-Süd damit bereits überholt?
Die Alterung der Bevölkerung ist mit + 0,7 Jahren von 2014 bis 2030 moderat. Mit 40,0 Jahren Durchschnittsalter werden die Unterwiehre-Süd-Bewohner unter den hier betrachteten Stadtbezirken 2030 die Jüngsten sein. Die Verteilung der Altersgruppen im Vergleich 2014 und 2030 lässt keine großen Unterschiede erkennen, was dafür spricht, dass mit den angenommenen Neubewohnern die natürliche Alterung ausgeglichen wird. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass im Rahmen der ebenfalls vorgelegten Haushalteprognose die erwartete Zahl der Einpersonenhaushalte besonders hoch ausfällt (+ 392), was mit einem kräftigen Zunahme an Studierenden und jungen Erwachsenen (+ 13,2 % 18 bis unter 30- Jährige) korrespondiert und auf Neubürger schließen lässt, die u. a. in den Wohnungen der älter werden Bevölkerung (+ 24,3 % 60-Jährige u. ä. im Zieljahr 2030) unterkommen, gegebenenfalls auch in Wohngemeinschaften zusammen-
leben.
Ludwig von Hamm