Schon immer steht an unserem Bahnhof eine Litfaßsäule*, aber, wer weiß wie lange schon, steht sie schweigend, ohne Information, einfach so, mit weißem Papier beklebt. Da sich der Vorstand des Bürgervereins regelmäßig in der Bahnhofsgaststätte trifft, muss jedes Mitglied zunächst an dieser stillen Informantin vorbei und bringt sozusagen die Frage mit: Warum ist das so?
Um diese Frage zu beantworten – den Titel „Hässlichkeit des Monats“ hatte die Säule bereits erhalten –, ging die Ursachensuche los: Die in Freiburg für die Werbung zuständigen Unternehmen erklärten, keinen Auftrag erhalten zu haben; die Säule stünde nicht im öffentlichen Raum. Dies ließ sich allerdings leicht widerlegen, denn, wie das Geoinformationssystem auf der städtischen Homepage ausweist, steht sie auf städtischem Gelände. Mit dieser Info ließ sich die Stadt schnell überzeugen, dass diese Säule doch in den Auftrag der Fa. Wall gehört. Und so wurde sie wieder, was sie sein soll: Eine wohltuend analoge Informantin in hektisch digitaler Zeit.
J. Bolder
*Eine Litfaßsäule ist eine auf dem Gehweg von Straßen aufgestellte Anschlagsäule, an die Plakate geklebt werden. Sie wurde vom Berliner Drucker Ernst Litfaß erfunden und im Jahr 1854 erstmals verwirklicht. Die runde Säule zählt zum Bereich der Außenwerbung. Wikipedia