Bereits Anfang Sommer des vergangenen Jahres 2023 haben Bewohner*innen der Freiburger-Stadtbau-Wohnanlage in der Boelckestraße das Quartiersbüro Unterwiehre auf eine Gefahrenstelle in der Zaunanlage zum angrenzenden Bahndamm der Deutschen Bahn aufmerksam gemacht. Nach einem daraufhin stattgefundenen Besichtigungstreffen vor Ort war klar, dass es sich um eine dringend ernstzunehmende Gefahrenstelle handelt. Ein Abschnitt der Zaunanlage war bis zum Boden heruntergebogen und im Sommer entstand so durch die Begrünung des restlichen Zaunes für Abenteuerlustige eine einladende Lücke zum Durchspazieren. Dazu kam die Geschichte von einem Elternpaar, das während dem Ausladen des Autos auf dem Parkplatz für einen kurzen Moment nicht nach ihrem Kind geschaut hatte und dieses dann erst nach mehrmaligem Rufen auf der anderen Seite des Zaunes, also auf dem Bahndamm, spazierend wiedergefunden wurde. Es bestand also dringender Handlungsbedarf.
Doch wer war für diese Angelegenheit nun ansprechbar? Die Deutsche Bahn? Die Freiburger Stadtbau oder die Heimbau Breisgau mit ihren direkt anliegenden Wohnanlagen? War es das Garten- und Tiefbauamt der Freiburger Stadtverwaltung wegen der öffentlichen Fläche oder war es die Bundespolizei Freiburg? Die umliegende Fläche stellte sich als „Bermudadreieck der Möglichkeiten“ heraus. Die Bewohner*innen wollten wissen, an wen sie sich wenden könnten und damit begann die kleine Odyssee.
Mit einem kurzen Anschreiben, das Ort und Sachverhalt erklärte und auch ein, zwei Bilder enthielt, ging es am 21. September 2023 los zum Infoschalter der Deutschen Bahn am Hauptbahnhof. Dort wurde alles freundlich entgegengenommen und mit der Information, dass man erstmal sehen müsse wer zuständig sei, weitergegeben. Nach ein paar Wochen ohne Rückmeldung wurde das Anschreiben mit Bitte um Rückmeldung an die Bundespolizei Freiburg gesendet. Ein weiteres Schreiben ging darauf an die Freiburger Stadtbau mit der Bitte, sich für die Angelegenheit einzusetzen. Die Wochen zogen ins Ländle und keine Rückmeldungen stellten sich ein. Schließlich wurden im Dezember 2023 auf dem Streckenabschnitt von Seiten des Bahndammes her die Sträucher und Hecken zurückgeschnitten, der niederliegende Zaun allerdings ignoriert.
Ende Januar 2024 erfolgte ein erneuter Anlauf mit neuen Bildern, die die Gefahrenstelle ohne Sommerbegrünung und mit vorbeirauschender Regionalbahn darstellten. Zufälligerweise ergab es sich, dass ein paar Tage darauf bei einem anderen Vor-Ort-Termin zwei Techniker der Deutschen Bahn an der Gefahrenstelle angetroffen werden konnten. Diese wussten auch gleich, um welche Stelle es sich handelte, da sie den niederliegenden Zaunteil als Ein- und Ausstieg zu ihrem Auftragsort auf den Bahndamm nutzten. Erfreulicherweise waren sie aber sofort bereit, das Anliegen intern an die richtige Stelle weiterzuleiten. Also schrieb man erneut eine E-Mail, setzte das Anliegen in den Anhang und bekam die Rückmeldung, dass man sich darum kümmern werde. Dieses Mal jedoch blieb man hartnäckiger und bestand auf eine Rückmeldung, die tatsächlich im Laufe einer Woche auch eintraf. Darin hieß es sinngemäß, dass nach Lageplänen der Deutschen Bahn keine Zaunanlage in der Boelckestraße vermerkt sei und dass die Deutsche Bahn nicht verpflichtet sei, ihre Bahnanlage einzuzäunen. Der Zaun stehe auf städtischem Gelände und der Ansprechpartner sei das Garten- und Tiefbauamt der Stadtverwaltung. In der Zwischenzeit erhielt das Quartiersbüro den Anruf eines Bewohners, dessen Hund ihm auf der Wiese in der Boelckestraße entwischt war und den er schließlich nach längerem Suchen auf der anderen Seite des Zaunes, nämlich auf der Bahndammseite, wieder durch die Zaunlücke zurück locken musste. Besorgt war der Bewohner nicht nur wegen seines Hundes, sondern vor allem wegen der Möglichkeit, dass spielende Kinder ebenso leicht den Weg durch den Zaun finden könnten. Die Stelle liege immerhin auf dem Weg zwischen den Wohnanlagen und dem Abenteuerspielplatz „Blaues Monster“.
Schlussendlich erfolgte die nächste Mitteilung mit aktualisiertem Anschreiben an das Garten- und Tiefbauamt der Freiburger Stadtverwaltung, die sich kurze Zeit später erst mit einer Absperraktion vor Ort und dann auch schriftlich zurückmeldeten. Es ergab sich, dass auch das Garten- und Tiefbauamt erst herausfinden musste, wer tatsächlich für die Zaunanlage zuständig und ansprechbar ist.
In den nächsten Tagen soll also die Gefahrenstelle am Bahndamm in der Boelckestraße behoben werden. Ob allerdings der Zaun einfach nur wieder hochgebogen wird oder ob es vielleicht eine kleine bauliche Veränderung gibt, wird man sehen.
Die Bewohner*innen und auch wir vom Quartiersbüro Unterwiehre bedanken uns für das schnelle Handeln des Garten- und Tiefbauamtes der Stadtverwaltung und sind sehr froh darüber, dass weder Mensch noch Haustier in der Zeit der kleinen Odyssee in dieser Angelegenheit zu Schaden gekommen sind.
Ingo Heckwolf
Gemeinwesenarbeit – Quartiersbüro Unterwiehre
„Westlich der Merzhauser Straße“
Nachbarschaftswerk e.V.