„Nicht kleckern, sondern klotzen“ ist die Devise von Volker Homann, dessen nach ihm benannte Stiftung (ehemals Treubaustiftung) die Wiehre eine neue inklusive Kindertagesstätte verdankt. An der Ecke Lorettostraße/Goethestraße auf dem Grundstück des alten Bahnwärterhäuschens errichtet, sollte diese nach dem erklärten Willen des Stifters „zum Leuchtturmprojekt“ in Freiburg werden.
Eigentlich ganz gut, dass sich der Neubau, dessen Fassadengestaltung die Holzverkleidung im oberen Teil des benachbarten alten Bahnwärterhäuschens aufzugreifen sucht, etwas bescheidener in das Eckgrundstück einfügt. Doch ist der „Leuchtturm“, dem Platzmangel geschuldet, immerhin zweistöckig, was zusammen mit dem Einbau des für einen inklusiven Kindergarten notwendigen Aufzugs die Baukosten noch einmal in die Höhe getrieben hat. So hat die insgesamt 480 m² verbaute Nutzfläche schließlich 1,3 Millionen Euro verschlungen.
Das denkmalgeschützte Bahnwärterhäuschen, das durch eine Glaskonstruk-tion mit dem Neubau verbunden ist, wurde im Zuge des Bauvorhabens saniert und neu verputzt. Beides war dringend nötig, nachdem schon vor Jahren die Stadt in einer Notoperation das Dach hatte erneuern müssen.
In dem Baudenkmal, das für die Minis nicht zugänglich ist, befinden sich das Büro der Leitung, sowie Besprechungs- und Pausenräume für die Erzieherinnen.
Klaus Winkler, Ehrenvorsitzender des Bürgervereins, bedauert als Nachbar, dass das alte Bahnwärterhäuschen nun aus westlicher Perspektive hinter dem Neubau verschwindet, da letzterer die alte Fluchtlinie des Bahnwärterhäuschens nicht einhält. Auch die monumentale Fluchttreppe am Neubau verstört seiner Ansicht nach, erschlage sie doch den Blick auf das alte Haus.
Hoffnung auf eine nachträgliche Verbesserung der Optik erwacht beim Anblick der reichen Anpflanzungen um die Treppe und die Eingänge herum. Vielleicht vermag viel Grün schon bald die aus Gründen der Sicherheit notwendige Treppenkonstruktion etwas zu kaschieren.
Vermietet sind die Räume ohne Berechnung der tatsächlichen Kostenmiete für 5 Euro pro m² an die Arbeiterwohlfahrt (AWO). Seit dem 5. Mai werden dreißig Kinder in zwei Gruppen von einem achtköpfigen Team (1 Erzieher, 7 Erzieherinnen) betreut. Angesichts des Mangels an Kitaplätzen sind diese schon seit längerer Zeit ausgebucht.
Als „historischen Tag“ bezeichnete Bürgermeister von Kirchbach, der die Stadt bei der Eröffnungsfeier vertrat, denn auch die Neueröffnung einer weiteren inklusiven Kindertagesstätte in Freiburg. Auch hatte er “sich sagen lassen“, dass das gefeierte Objekt gleichzeitig die definierte Mitte der Wiehre sei. Da hat Herr von Kirchbach allerdings seinem Informanten nicht ganz richtig zugehört. Das Bahnwärterhäuschen liegt in der Mitte der Mittel- und Unterwiehre und damit im Zentrum des Einzugsgebiets des Bürgervereins, der sich dazumal auch um die Nutzung des Bahnwärterhäuschens beworben hatte.
Aber gegen eine Kindertagesstätte können wir ja nun alle nicht wirklich etwas haben. Und vielleicht wird für den Bürgerverein am Ende auch noch alles gut: Jedenfalls geben u.a. die personellen Veränderungen im Rathaus weiterhin Anlass zur Hoffnung, dass der Bürgerverein andernorts bald den Zuschlag für einen Bürgertreffpunkt erhält.
Loretta Lorenz
P.S.: Apropos historisch: Vielleicht könnte eine kleine Hinweistafel das Haus Lorettostraße 39 als denkmalgeschütztes Bahnwärterhäuschen an der ehemaligen Höllentalbahn ausweisen?