Zugegeben: der Autor dieser Zeilen ist befangen; als damaliger Vorsitzender des Fördervereins „Freunde des Lorettobades“ steckte er mitten in den Querelen um das Damenbad 2016/2017.
Zur Erinnerung: In Basel wurde das Damenbad „Fräuli“ Mitte der 10er Jahre so stark von muslimischen Frauen aus dem Elsass besucht, dass die Badeordnung zur Reduzierung dieser Besucherinnenscharen geändert wurde. Das Lorettobad war wohl europaweit das einzige weitere Damenbad und war nunmehr das Ziel zahlreicher muslimischer Besucherinnen, die in Kleinbussen von weither (aus dem Elsass, aus den Regionen Stuttgart, Mannheim und Bodensee) anreisten und das Damenbad schon für sich reklamierten. Die Stimmung wurde immer gespannter, insbesondere, als von Freiburger Unterstützerinnen – nicht aus muslimischen Kreisen! – die Einrichtung eines Gebetsraumes im Damenbad gefordert wurde. Bundesweit berichteten die Medien über die Vorgänge im Lorettobad. Kinobesuch also mit großer Erwartungshaltung und gemischten Gefühlen: wie hat Doris Dörrie die Auseinandersetzungen verarbeitet, auf die sie durch einen großen Artikel in der „ZEIT“ aufmerksam wurde? Also, als Erstes: die Geschichte spielt nicht im Lorettobad, sondern irgendwo in Bayern. Damit ist rein optisch eine Distanz geschaffen. Das Bad erscheint auch größer und offener, weil die Umrandung und damit Begrenzung des Damenbades durch Kabinentrakt etc. fehlt. Und, als Zweites: Doris Dörrie hat die damaligen Streitereien in den Kernpunkten aufgegriffen, aber auf eine ernsthafte Darstellung verzichtet. Als Betroffener von damals ist man irritiert, aber letztlich hat Doris Dörrie den Nagel auf den Kopf getroffen: eine ernsthafte Verfilmung der damaligen Auseinandersetzungen hätte als Halbdoku kaum jemanden interessiert. Rückblickend ist nur eine Darstellung der Ereignisse als Komödie möglich und die ist recht gut gelungen. Am Ende des Jahres 2022 den Film betrachtend, sagt man sich auch: ach, hätten wir heute doch nur die damaligen Sorgen!
Klaus Winkler