Leserbrief 01 & 02
Zwei Leserbriefe beschäftigen sich mit der in WJ 65 vorgestellten Wegeheldapp, mit der man Falschparker gleich an das 0rdnungsamt weitermelden kann.
Das finde ich mal eine gute Idee! Gerade in der heutigen Zeit, wo zu viele Autofahrer einfach gedankenlos parken und dabei Straßen, Feuerwehrzufahrten, Rettungswege versperren oder Fußgängerwege und Behindertenparkplätze zuparken. Wo bleibt in Anbetracht des immer höheren Verkehrsaufkommens das gegenseitige Rücksichtnehmen, das Verständnis für andere Verkehrsteilnehmer oder Rettungskräfte wie Feuerwehr und Ambulanzen, bei denen es im Ernstfall auf Minuten ankommen kann. Eigentlich sollte man darüber gar nicht sprechen müssen, da jeder in der Fahrschule lernt, wie und wo man parken darf! Alle diejenigen, die meinen, dies sei „Blockwart“-Mentalität oder Denunziantentum, die sollten mal mit der Feuerwehr oder den Ambulanzen einige Zeit verbringen, um zu sehen, wie schwierig es ist, mit solchen Fahrzeugen in engen Straßen, die auch noch durch falsch geparkte Fahrzeuge verengt oder versperrt sind, an die Einsatzstelle zu gelangen. Ich als Rollstuhlfahrer spreche aus Erfahrung, wie oft bin ich schon an Behindertenparkplätze gekommen, die von Fahrzeugen ohne Behindertenparkausweis zugeparkt waren! Als Rollstuhlfahrer kann man sich nicht mal schnell auf einen anderen Parkplatz stellen, da wir viel mehr Platz zum Aussteigen benötigen. Und wie viel Zeit ich schon damit verbracht habe, dann einen anderen Parkplatz zu finden, was besonders toll war, wenn ich einen Termin hatte. Da es sowieso nur eine begrenzte Anzahl von diesen gibt, wäre es schön, wenn diese für den Personenkreis freigehalten würden, die diese auch tatsächlich benötigen!
Ich hoffe, dass all diejenigen, die sich von der App eingeschränkt fühlen, darüber nachdenken, damit das Miteinander einfacher und entspannter wird!
Wolfgang Hiss
Sehr geehrter Herr Kampp,
nein, ich mache da nicht mit. Ich nehme sowohl zu Fuß als auch mit Rad und Auto am Verkehr teil. Ich ärgere mich über viel zu dicke Autos in engen Straßen, über Falschparker und Blockierungen, über rücksichtslose Radfahrer, die sich an überhaupt keine Regeln halten, und über Fußgänger, die im Weg stehen.
Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass die meisten Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen sehr verständnisvoll reagieren, wenn man sie darauf anspricht.
Bewährt haben sich auch Zettel, die man unterschrieben unter den Scheibenwischer klemmt. Das ist natürlich zeitintensiver, aber es unterstützt die gegenseitige Rücksichtnahme. Es unterstützt ein Miteinander und vermeidet im besten Fall ein Gegeneinander. Denn darauf kommt es doch an.
Ich glaube gern, dass es den Entwicklern der App in erster Linie darum geht auf Fehlverhalten aufmerksam zu machen, und sie wollen sicher nicht Blockwartmentalität, Denunziantentum und ‘An-den-Pranger-stellen’ unterstützen.
Aber sie ermöglichen es damit. Und deswegen mache ich nicht mit.
Autorin ist der Redaktion bekannt
Leserbrief 03
Die Stadt möchte die Anwohnerparkausweise deutlich teurer machen! Und dies kann dazu führen, dass unsere schönen Vorgärten in der Wiehre gefährdet sind!
Vor kurzem wurden die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Kosten für einen Anwohnerparkausweis deutlich angehoben werden können. Zweifellos war die bisherige Jahresgebühr von 30 € sehr günstig. Aber was halten Sie von einer künftigen Jahresgebühr von 240 € bis 360 € ? – ein Vorschlag, den Baubürgermeister Martin Haag in die Diskussion eingebracht hatte. Klar, nicht nur in Corona-Zeiten benötigt die Stadt zusätzliche Einnahmen. Die Stadt und der Gemeinderat sollten aber bedenken, dass eine solch hohe Jahresgebühr bedenkliche soziale, ökologische und gestalterische Folgen haben könnte: 1. Viele – vor allem auch die älteren Menschen in der Wiehre – sind auf ein Fahrzeug in der Nähe ihrer Wohnung angewiesen. Gründerzeitquartiere wie die Wiehre waren um 1900 zunächst gänzlich ohne Stellplätze entstanden. Ohne diese preiswerten Laternenparkplätze hätten viele Bewohner bei ständig steigenden Mieten ein zusätzliches Problem. 2. Nach der Einführung der Anwohnerparkausweise in den neunziger Jahren hatte bereits die niedrige Einstiegsgebühr von 60 DM dazu geführt, dass zahlreihe Hauseigentümer einen Bauantrag für die Errichtung eines oder sogar mehrerer Stellplätze in ihrem Vorgarten stellten, um diese Kosten zu vermeiden. Die neuen Stellplätze führten zu teilweise massiven Vorgartenversiegelungen. Und die Zufahrten hatten zur Folge, dass fast ebenso viele Abstellplätze auf den Straßen entfielen, da auf der Zufahrt bekanntlich nicht geparkt werden darf. 3. Gestalterisch bedeuteten diese Stellplätze meist einen massiven Eingriff in die wunderbaren – und deshalb besonders erhaltenswerten – Vorgärten des Gründerzeitquartiers Wiehre. Die Stadt Freiburg versuchte zunächst diese Entwicklung mit einer „Vorgartensatzung“ zu verhindern. Hauptziel war der Schutz und Erhalt dieser schönen Vorgärten mit den oft kunstvollen schmiedeeisernen Zäunen. Leider wurde diese Vorgartensatzung vom seinerzeitigen Oberbürgermeister Böhme kurz vor der Fertigstellung gestoppt. Hauptgrund: Es wurde ein zu hoher Verwaltungsaufwand befürchtet. Aktuell können diese negativen Folgen nur verhindert werden, wenn entweder eine äußerst moderate Gebührenerhöhung erfolgt – etwa im Umfang der regelmäßigen Lohnsteigerungen. Die Alternative hierzu wäre, diese Vorgartensatzung bereits vor der geplanten Gebührenanhebung rechtskräftig werden zu lassen. Auf jeden wäre es ein unwiederbringlicher Verlust, wenn als Folge einer überzogenen Gebührenanhebung weitere Vorgärten in der Wiehre zerstört würden!
Götz Kemnitz
Leserbrief 04
Die Skelettierung des Lorettobergs
Der Lorettoberg gehörte bisher zu den landschaftlichen Kleinodien innerhalb unseres Stadtgebietes. Das ändert sich jetzt dramatisch. Der Hildaturm steht heute ganz nahe am Abgrund, am Rande einer gigantischen Baugrube. Rechts davon hängen zwei kleine Wohngebäude unmittelbar über der Bruchwand. Hier ist ein großer Teil der Silhouette des Lorettoberges weggebaggert und entsorgt worden. Schon bald wird diese Goldgrube am Kapellenweg mit einer riesigen Betonburg ausgefüllt werden, mit Vogesenblick und ganz im Sinne einer abenteuerlichen Gewinnmaximierung. Damit verliert dieser landschaftlich wichtigste Teil des Lorettobergs für immer seine ursprünglichen Proportionen. Wie konnte die Stadt Freiburg ein solches Projekt der landschaftlichen Zerstörung zulassen? Dass man die Planung dieses abscheulichen Betonklotzes einfach durchgewinkt hat, ist unverständlich. Unverständlich auch dann, wenn für den Lorettoberg noch kein „Bebauungsplan“ vorliegt. Wie sagte Stadtplanungsamtsleiter Roland Jerusalem laut BZ vom 25. September: „Unsere Planerherzen bluten.“
Rudolf Happle