Historisches: Lorettobad – ein Juwel in der Wiehre
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Das Lorettobad in der Wiehre ist das einzige Bad in Deutschland, das noch ein eigenes Damenbad hat.
Ursprünglich war das im Jahre 1841 von Johann Nepomuk Stadler gegründete Bad als reines „Herren- und Gartenbad“ konzipiert. Es wurde am 1. Juni 1842 als kaltes Flussbad, das vom Hölderlebach gespeist wurde, mit einem Eintrittspreis „mit Kabinett bei 12 Kr, ohne Kabinett mit 6 Kr und für Kinder unter 15 Jahren mit 3 Kr“ eröffnet.
Nach der Heirat der Tochter Stadlers mit Oskar Heim wird das Bad bei der Bevölkerung nur noch das „Heimsche Schwimmbad“ genannt. Stadlers Nachfolger Oskar Heim lässt 1886 ein zweites Becken als Damenbad bauen, das allseitig von Umkleidekabinen umschlossen ist. 1890 beginnt er mit dem Bau der ersten Vorwärmebecken auf der heutigen Wiese – mit angegliedertem Kühlhaus und Eisfabrikation.
Nach dem Tod der Witwe Oskar Heims erwirbt die Stadt Freiburg unter Oberbürgermeister Dr. Otto Winterer 1903 das Heimsche Bad und baut 1910 das Herrenbecken um, das nun überwiegend vom Militär genutzt wird. Noch vor dem Ersten Weltkrieg pachten die „Freiburger Kristalleis-Werke“ das Bad und nutzen es im Winter zur Eisgewinnung. In die Schwimmbad-Wirtschaft zieht die Städtische Volksküche ein. Ab 1920 übernimmt der Schwimm- und Sportverein Freiburg das Bad, bis es 1926 erneut in die Regie der Stadt Freiburg übergeht.
Die Stadt renoviert die Becken und erweitert das Damenbad nach Süden auf die heutige Wasserfläche. Die Bemühungen um ein Familienbad scheitern jedoch vorerst an der Stadtverwaltung und den Kirchenvätern der Bischofsstadt Freiburg. Erst in den 30er Jahren ist es soweit, Damen dürfen das Herrenbad betreten. Am Rande sei erwähnt, dass im Jahr 1980 das Verwaltungsgericht Freiburg die Klage eines Jurastudenten abweist, der den Zutritt ins Damenbad für Männer einklagen wollte.
1967 steht das Bad erneut zur Disposition: Das Loretto-Krankenhaus plant eine Erweiterung der gynäkologischen Abteilung auf dem südlichen Teil der Liegewiesen und im Bereich des Damenbades. Das Gebäude am nördlichen Beckenrand mit Lorettobad-Stüble soll abgerissen und ein Hallenbad in Fertigbauweise errichtet werden. Glücklicherweise wurden diese Planungen nicht verwirklicht.
1995 will das Regierungspräsidium – aufgrund neuer Rechtsbestimmungen bzgl. der Direkteinleitung von Badewasser in den Hölderlebach und verschärfter Hygienebestimmungen – die Genehmigung für das Bad nicht mehr verlängern. Der Gemeinderat sieht keine Möglichkeit der Sanierung, die auf einen 2stelligen Millionenbetrag in DM geschätzt wird. Erst nach Vorlage eines vom Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre beauftragten Gutachtens im März 1996, das bei gleichzeitigem Verkauf des Geländes der Vorwärmbecken eine Sanierung mit Edelstahl-Becken für 4,96 Mio. DM vorsieht, genehmigt der Gemeinderat am 14. Juli 1998 die Sanierung des Bads mit kalkulierten Baukosten in Höhe von 4,92 Mio. DM. Am 15. Juni 2000 wird das Bad als eines der ältesten Freibäder – mit dem einzigen Damenbad Deutschlands – nach Abschluss der Gesamtsanierung wieder eröffnet.
Eugen Reinwald