Mit Schuljahresende hat mit Christine Kurze eine engagierte Schulleiterin die Lorettoschule verlassen: Vier Jahre vor dem regulären Pensionsalter war ihr klar, dass es auch ein Leben außerhalb des Berufes gibt. Der Anlass war eine massive Arbeitsüberlastung im vorangegangenen Schuljahr, das sie ohne Sekretärin und ohne Konrektor/in durchstehen musste – da half auch die massive Unterstützung durch das Lehrerkollegium nicht mehr, die drei Funktionen Rektorin, Konrektorin und Sekretärin bei vierhundert Schülerinnen und Schülern und mehr als zwei Dutzend Lehrerinnen zu erfüllen.

Der Vorwurf richtet sich an die Stadt als Schulträger, die auf diese Weise leitendes Schulpersonal verschleißt und nun händeringend nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger sucht, der zumindest zu Schuljahrsende noch nicht in Sicht war.

Christine Kurze hat eine abwechslungsreiche berufliche Tätigkeit hinter sich: Nach dem Studium der Fächer Deutsch und Sport an der PH Freiburg und dem Vorbereitungsdienst in Lörrach war sie einige Jahre in der Erwachsenenbildung tätig.

Nach der Konrektorenstelle an der Karlsschule, die sie bis 2005 innehatte, trat sie die Nachfolge von Sigolf Ottinger als Rektorin der Lorettoschule an. Die Lorettoschule, die schon zuvor einen hervorragenden Ruf hatte, gewann unter ihrer Leitung weiterhin an Profil: Schulhof und Sportbereich wurden umgebaut, ebenso die Vollzeitbetreuung, die von ursprünglich 60 auf jetzt 300 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler stieg – für die Nachbarn durchaus spürbar, wie bei ihrer Verabschiedung vom Autor dieser Zeilen als Nachbar angedeutet. Insbesondere rückte mit Christine Kurze die Schule mehr in den Stadtteil. Aus der Schule wurde in der Badischen Zeitung, aber auch im Wiehre-Journal berichtet, Schulfeste waren auch für die Nachbarschaft zugänglich.

Die Elternschaft und der während ihrer Rektorenzeit gegründete Förderverein waren für sie wichtige Gesprächspartner und Helfer bei der Umgestaltung des Schulhofes und des Sportbereiches. Vielfältige Spiel- und Sportgeräte wurden aufgebaut, der Bolzplatz erhielt eine Tartanoberfläche, die bis in die späten Abendstunden gerne bespielt wird.

Dieses ganze Engagement hatte das Ziel, ihre Schülerinnen und Schüler sanft zu selbständigen Menschen zu formen, ihnen eigenständiges Denken zu vermitteln. Schülerparlament oder Streitschlichtungsstelle führten die Kinder an Konfliktlösungsmöglichkeiten heran, sie sollten die Kinder an demokratisches Verhalten gewöhnen. Aber auch die Integration von Kindern mit Migra-tionshintergrund lag ihr am Herzen und ist an der Lorettoschule durchaus auch eine Erfolgsgeschichte, wobei der Anteil von 30 % deutlich unter den in Freiburg sonst teilweise anzutreffenden Zahlen liegt.

Als pädagogisch fehlerhaft schätzt Christine Kurze die Reduzierung des Fremdsprachenunterrichts (hier: Französisch) in der Grundschule auf die dritte und vierte Klasse ein: den Kindern fehle da schon die Spontaneität und Wissbegierde des ersten Schuljahrs. Auch fand sie warnende Worte, dass durch den geplanten integrativen Kindergarten der Treubaustiftung direkt neben dem Schulgelände zusammen mit der baulichen Schulerweiterung die Lorettostraße verkehrsmäßig total überlastet werde.

Der Abschied von ihr war sehr bewegend. Die Stelle ist zu Schuljahresbeginn immer noch vakant. Große Schuhe für die Nachfolgerin oder den Nachfolger.

Klaus Winkler