Nachbarschaft hört nicht an der Grenze auf
Wiehre nimmt hunderte von Flüchtlingen auf – Statt Hype wird Ausdauer gefragt sein
Das Land weist den Stadt- und Landkreisen, so war es der Presse am 25.09. zu entnehmen, doppelt so viele Flüchtlinge zu, wie zunächst erwartet. Laut Stadt werden bis Ende des Jahres pro Monat 350 bis 400 Flüchtlinge in der Stadt (nicht BEA) erwartet. Die Zahlen und damit die Herausforderungen, winterfeste Unterkünfte für Flüchtlinge in den letzten Wochen des Jahres zu finden oder zu schaffen, nehmen für alle Beteiligten zu. Die Stadt arbeitet mit Hochdruck an Lösungen. Es geht darum, für rund 2.500 Menschen Unterkünfte zu schaffen.
Die Wiehre als größter Stadtteil bleibt nicht, wie von manchen Falsch- oder Fehlinformierten verbreitet, „außen vor“. Im Gegenteil: Die Wiehre hat jetzt schon – im Bereich Oberwiehre-Waldsee – Unterkünfte. Dort wird auch die Stadthalle für rund 400 Menschen als Kurzeitaufenthaltslösung eingerichtet werden. Weitere Unterbringungsstandorte in der Wiehre werden geprüft und kommen. So auch in der Mittel- und Unterwiehre.
Ehemaliges Hotel Sonne wird neue Heimstatt
Eines der Objekte wird das ehemalige Hotel Sonne in der Basler Straße werden. Dort kommen ab Herbst/Spätjahr, wenn alle juristischen und baulichen Fragen geklärt sind, wohl um die 50 Menschen unter.
Bürgerverein begrüßt Flüchtlingsunterkunft
Der Bürgerverein begrüßt diese Neu- und Umnutzung des Gebäudes als konsequenten Schritt. Der Bürgerverein hat sich, wie auch die Arbeitsgemeinschaft der Freiburger Bürgervereine (AFB), früh und eindeutig für die Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen im gesamten Stadtgebiet ausgesprochen. Noch Anfang des Jahres hatte der Verein unter anderem Pläne zur Umnutzung einer großen Bestands-
immobilie im Stadtteil unterstützt. Mittlerweile wird der Gebäudekomplex jedoch umgebaut und künftig anders genutzt.
Bürgervereine wollen mithelfen – Ausdauer statt Hype
Beide Bürgervereine aus der Wiehre wollen gemeinsam helfen und unterstützen. Der derzeitige „Hype“ in Sachen Flüchtlinge ist positiv und verständlich, trägt er doch dazu bei, enorme Kräfte zu mobilisieren. Gerade das bürgerschaftliche Engagement ist angesichts der Herausforderungen unverzichtbar. Allerdings darf nach Ansicht des Bürgervereins nicht verkannt werden, dass es sich bei der „Herkulesaufgabe“ der Unterbringung und Integration der Flüchtlinge um eine Langzeitaufgabe handelt, die von allen Ausdauer,
Respekt und Rücksichtnahme erfordert. Überschwängliche und naive Euphorie sind aus Sicht beider Bürgervereine der Wiehre ebenso wenig hilfreich und angezeigt wie übertriebene Skepsis, Ängste, Ablehnung oder Vorurteile.
Justus Kampp