Palmström an der südlichen Kronenbrücke

Morgens zwischen 7.30 Uhr und 7.50 Uhr:
Hunderte Schülerinnen und Schüler kommen mit dem Fahrrad aus der Goethestraße, vom Dreisamuferweg und auf dem östlichen Gehweg über die Kronenbrücke. Sie alle wollen – und müssen – in die Schule, und sie allen müssen deshalb die Kronenstraße von Osten nach Westen überqueren: Auf dem Weg zum Rotteck-Gymnasium und zum Angell-Schulzentrum.
Sie starten bei Grün an der Fußgängerampel Goethestraße oder direkt vom Fußgängerdreieck jenseits der Rechtsabbiegespur der Kronenstraße in die Lessingstraße und müssen dann abrupt in der Mitte der Kronenstraße auf einer schmalen Furt mit einer Breite von ca. 4 m anhalten, weil von der Kronenbrücke her der Verkehr noch in Richtung Süden in die Kronenstraße donnert – die Grünschaltung zur Überquerung der westlichen Richtungsfahrbahn Kronenstraße ist um 12 Sekunden verzögert.
Jedem, der dies allmorgendlich beobachtet, ist klar: Das ist eine für Radfahrer unfallträchtige Ampelschaltung.
Dem Hinweis des Bürgervereins begegnet das Garten- und Tiefbauamt kühl: Radfahren in Ost- West- Richtung ist hier überhaupt nicht erlaubt, nur umgekehrt von Westen nach Osten.
Ja wie denn, ja was denn? Für Radfahrer aus dem Bereich Goethestraße gibt es nur zwei Möglichkeiten, verkehrsgerecht zum Rotteck-Gymnasium oder zum Angell-Schulzentrum zu gelangen:
– Die Lessingstraße wird zur östlichen Kronenbrücke überquert, dort fährt man zum Dreisamuferweg runter, auf dem nach einer nahezu 180 Grad Wende die Kronenbrücken nach Westen fahrend unterquert werden, nach einer wiederum nahezu 180 Grad Wende wird das Fahrrad über die Treppe zum westlichen Übergang Kronenbrücke hochgetragen, von wo aus dann die Lessingstraße über die Fußgänger- und Ampelschaltung überquert werden kann.
– Wiederum wird die Lessingstraße auf der östlichen Kronenbrückenseite überquert, der Radweg wird nach Norden zur Kreuzung Schreiberstraße benutzt, die Schreiberstraße wird halb überquert und sodann der Werthmannring; es schließt sich die Überquerung der Wilhelmstraßeneinfahrt mit dem folgenden Zubringer Mitte an und fröhlich radelt man auf dem westlichen Radweg Kronenbrücke nach Süden zur Lessingstraße, um endlich die Schule zu erreichen.
Der Bürgerverein sucht den/die Radfahrer/in, der/die uns glaubhaft versichert, einen dieser beiden Wege einen Monat lang gefahren zu sein. Wir stellen diesen Ausbund an verkehrlicher Tugend gerne namentlich mit Bild bei der Überreichung einer kleinen Prämie in einem der nächsten Hefte des Wiehre-Journals vor.
Klaus Winkler


Die unmögliche Tatsache
Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.
„Wie war“ (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
„möglich, wie dies Unglück, ja-:
daß es überhaupt geschah?
Ist die Staatskunst anzuklagen
in Bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?
Oder war vielmehr verboten,
hier lebendige zu Toten
umzuwandeln, – kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht -?“
Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist also bald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!
Und er kommt zu dem Ergebnis:
„Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil“ so schließt er messerscharf,
„nicht sein kann, was nicht sein darf.“
aus: Christian Morgenstern, Palmström/Palma Kunkel