Etwas versteckt in der Quäkerstraße 4a liegt das gemeinsame Haus der katholischen Sozialstation Bezirk Mitte und der Nachbarschaftshilfe in der Wiehre. Sehr freundlich empfangen wurden wir von Frau Schauer, Leiterin der Nachbarschaftshilfe, und von Herrn Steinki, Leiter der Sozialstation, in deren Räumen. Wir haben mit beiden als Repräsentanten der in unserem Quartier ansässigen Sozialstation ein Gespräch über die sozialen Einrichtungen in der Wiehre geführt. Darüber hinaus arbeiten viele verschiedene Sozialstationen in der Versorgung der hiesigen Bürger.

Die katholische Sozialstation war lange Zeit im Heinrich-Hansjakob-Haus in der Talstraße untergebracht und ist trotz räumlicher Trennung weiter eng mit diesem verbunden. Das Heinrich-Hansjakob-Haus ist ein familiär geprägtes Haus mit zahlreichen und vielfältigen Angeboten für überwiegend ältere, aber auch jüngere Menschen. Es bietet unter anderem einen Mittagstisch mit einer ausgewiesenen Mitmach-Konzeption, Café-Nachmittage, kreative Projekte, Tanz und eine Kegelbahn (siehe WJ 81 September/Oktober 2023). Das Hingehen, die tatsächliche Teilnahme an solchen Angeboten, ist für viele Menschen eine Hürde, die es zu überwinden gilt, um der Einsamkeit entgegenzuwirken. Dies ist ein Thema, das soziale Einrichtungen besonders beschäftigt.

Eine klassische Quartiersarbeit mit Quartiersbüro ist zurzeit in der Mittelwiehre nicht vorhanden. Die von der Kommune getragenen Institutionen werden über Programme der Stadt finanziert.

Die vorrangige Tätigkeit der katholischen Sozialstation liegt in der Versorgung von kranken Menschen in ihren Wohnungen. Ein- bis mehrmalige Körper- und Behandlungspflege pro Tag gehören zu ihren Aufgaben. Der Mangel an Pflegepersonal stellt für alle Mitarbeiter*innen eine große Belastung dar; die Übernahme neuer Patient*innen ist aus Kapazitätsgründen oft nicht mehr möglich.

Die Nachbarschaftshilfe sorgt für hauswirtschaftliche Unterstützung. Die Nachbarschaftshelfer*innen übernehmen Betreuung und Besorgungen für alte, unterstützungsbedürftige Menschen, begleiten bei Spaziergängen und helfen bei der Strukturierung des Tagesablaufs. Sie entlasten zudem auch 24-Stunden-Kräfte, die pflegebedürftige Menschen betreuen. Sie begleiten bei Arztbesuchen und anderen Terminen. Nachbarschaftshelfer*innen erhalten eine Aufwandsentschädigung, die von den Pflegekassen übernommen wird. Es handelt sich somit um das finanziell niedrigschwelligste Angebot aus Sicht der Pflegebedürftigen. Zurzeit arbeiten ca. 100 Helfer*innen bei der hiesigen Nachbarschaftshilfe, der Bedarf ist jedoch deutlich höher. Es sollten Menschen sein, die sich für die Unterstützung alter Menschen interessieren und engagieren. Viele der Helfer*innen sind selbst im Rentenalter, sie sind meist sehr zuverlässig, haben viel Lebenserfahrung und suchen eine regelmäßige Tätigkeit. Der Bedarf ist jedoch deutlich höher, sodass Interessierte sich gerne an die Nachbarschaftshilfe wenden können. Das Angebot zur Nachbarschaftshilfe kommt in der Wiehre ca. 100–120 Menschen zugute. Manche Betroffene erhalten Leistungen sowohl von der Nachbarschaftshilfe als auch von der Sozialstation.

Ein weiteres Angebot der Sozialstation ist die Betreuung von an Demenz erkrankten Menschen jeden Donnerstagnachmittag durch die Gruppe Ost im Gemeindehaus Maria Hilf in der Schützenallee. So können Angehörige Zeit für sich und anderes haben, während die erkrankten Menschen entspannte und aktivierende Stunden verbringen.

Darüber hinaus bietet die katholische Sozialstation eine Beratung für Senior*innen und ihre Angehörigen in ihren Räumen in der Quäkerstraße 4a an. Sie berät wie das Seniorenbüro über sämtliche Belange des Älterwerdens, wie häusliche Pflege, soziale Hilfsdienste, Essen auf Rädern, Hausnotrufdienste, Tages- und Kurzzeitpflege, Pflegeheime, Möglichkeiten der Begegnung im Stadtteil, gibt Unterstützung bei Schriftverkehr und Behördenterminen. Diese Beratung wird von den katholischen Pfarrgemeinden finanziert.

Die Sozialstation vermittelt auch osteuropäische Pflege- und Betreuungskräfte im Raum Freiburg. Sie hilft bei der Auswahl und Anstellung, bei der Anmeldung, sorgt für Bescheinigungen und Dokumente, übernimmt auf Wunsch die Auszahlung des Monatslohns und die Entrichtung der Sozialversicherungsbeiträge. Die Sozialstation übernimmt dabei Vermittler- und Arbeitgeberfunktion unter der Bezeichnung „CariFair“ (= Caritas und fair).

Die Wiehre erscheint mit dem Heinrich-Hansjakob-Haus, der Sozialstation und der Nachbarschaftshilfe nach Einschätzung der Gesprächspartner*innen als durchaus gut versorgt, wobei der Bedarf ständig zunimmt. Neben den genannten Einrichtungen sind weitere, vielfältige Angebote anderer sozialer Dienste vorhanden.

Alternative Wohnformen zum Alten- und Pflegeheim werden zukünftig bevorzugt, z.B. Mehrgenerationenhäuser und besondere Wohngemeinschaften. Auch hier herrscht konzeptionell wie real in der Wiehre Bedarf. Genossenschaftliche Konzepte als auch speziell zu gründende, private Vereine könnten dies umsetzen. Entscheidend ist jedoch, die entsprechenden Wohnräume zu finden. Die Auflagen für eine solche Wohngemeinschaft sind deutlich geringer als für andere Pflegeeinrichtungen. Hier herrscht durchaus Handlungsbedarf und es braucht entsprechende Initiativen, solche neuen Wohnformen zu realisieren – auch in der Wiehre. Ohne die Mitwirkung von Angehörigen oder anderen Personen sind solche Konzepte jedoch nicht realisierbar. Der Pflegenotstand wird das zivilgesellschaftliche Engagement in Zukunft in besonderer Weise herausfordern. Es gibt viel und für viele (ehrenamtlich) zu tun. Was es braucht: Mut und Tatkraft.

Niedrigschwelliges Engagement, wie Besuche zum Geburtstag, sind für Ehrenamtliche eine Möglichkeit der Betätigung. Als Voraussetzung hierfür ist eine (kurze) Schulung für diesen „Besuchsdienst“ nötig. Einsame Mitbürger*innen ziehen sich oft zurück und scheuen sich, um Unterstützung nachzufragen. Begegnungsräume, wie z.B. Spaziergänge durch die Wiehre mit anschließendem Kaffeetrinken, wären offene Angebote, die auch „einsame Menschen“ erreichen könnten.

Dies zeigt deutlich, wie wichtig die Einrichtung der seit langem geplanten Begegnungsstätte beim Feuerwehrhaus in der Kirchstraße ist. Wie lange sollen die Betroffenen denn noch auf die Umsetzung von Seiten der Stadt Freiburg warten?

Dr. Gabriele Denz-Seibert & Claus Ramsperger