Am 10.12.20 tagte per Videokonferenz die Begleitgruppe für den Stadttunnel zum sechsten Mal. Hierzu gehören neben den Planungsverantwortlichen der Stadt Freiburg und des Regierungspräsidiums (RP) auch die anliegenden Bürgervereine Innenstadt, Im Grün, Oberwiehre-Waldsee und unser BV.
Gegenüber 2019 gab es kaum Neuigkeiten. Die für die Planung des Tunnels zugrunde zu legenden Verkehrsprognosezahlen sind noch immer nicht verfügbar. Ganz grob ist mit ca. 40 000 KFZ und 5 000 LKW im Tunnel zu rechnen, oberirdisch mit ca. 20 000 KFZ und 1 000 LKW (überwiegend Wirtschafts- und Lieferverkehr). Dafür sind oberirdisch drei Varianten angedacht: 1. Es bleibt wie heute. 2. Aller Verkehr geht zwischen Kronenbrücke und Schwabentorbrücke ganz überwiegend auf die Südseite der Dreisam (Lösung: „Stadt am Fluss“). 3. Nur Anliegerverkehr auf den Dreisam-Uferstraßen (kaum Berücksichtigung von Notfällen im Tunnel).
Der Tunnel zwischen Kronenbrücke und Ganterknoten soll ca. 2038 fertiggestellt sein. Die äußerst schwierige offene Baugrube im Bereich des Ganterknotens wurde in ihren verschiedenen Baustufen gezeigt. Während der Bauzeit sollen dort meist vier Fahrstreifen sowie mindestens ein Gleis für die Straßenbahn zur Verfügung stehen. Der Bereich westlich der Kronenbrücke bereitet wohl weniger Probleme, vornehmlich Einschränkungen infolge Baustellen-Lagerflächen.
Kosten und Besonderheiten der Baustellenabwicklung sind noch weitgehend unklar. Auswirkungen auf die vorhandene Bausubstanz der in der Schwarzwald-, Schiller- und Lessingstraße anliegenden Häuser werden derzeit abgeschätzt und in der nächsten Zeit zu ermitteln versucht.
Ab 1.1.2021 ging die Planung und Durchführung der Baumaßnahme vom RP Freiburg an die Autobahngesellschaft des Bundes über. Diese wird ihren Sitz in der Heinrich-von-Stephan-Straße haben. Bis sie für das Stadttunnelprojekt richtig tätig sein wird, dürfte das Jahr 2021 wohl zu Ende sein (Einarbeitung in das neue Projekt, zusätzliche neue Mitarbeiter*innen).
All das bedeutet, dass auf weitere ca. 20 Jahre der Status-quo auf der B 31 so bleiben wird mit Staus und schwierigen Bedingungen für den West-Ost-/Ost-West-Verkehr im Raum Freiburg. Das bedeutet ferner, ab ca. 2028 äußerst schwierige und belastende Baustellensituationen für die Anlieger und die Quartiere der Wiehre, Altstadt und Im Grün.
Der Nachbar-Bürgerverein Oberwiehre-Waldsee hat in seinem Bürgerblatt vom Januar 2021 seine Meinung dahin-gehend formuliert, dass es für seine Bürger*innen wohl nicht hinzunehmen sei, dass europäischer West-Ost-/Ost-West-LKW-Schwerverkehr auf dieser Route verbleibe. Er will sich der Initiative „Forum Dreisamufer” insofern an-schließen, dass der LKW-Verkehr auf der B31/A830 auf 12 t-Fahrzeuge zu beschränken ist.
Ob eine solche Verkehrsverlagerung und generelle Verkehrs-einschränkung gesamtplanerisch überhaupt machbar und nicht unverhältnismäßig und grundsätzlich verkehrsrechtlich bedenklich ist, steht auf einem anderen Blatt. Es schmerzt, dass die planerische Frage des Ost-West-/West-Ost-Verkehrs im Raum Freiburg bundespolitisch so wenig konstruktiv und wohl auch über Jahrzehnte dilettantisch verfolgt wurde.
Momentan sieht es so aus, dass die Bewohner*innen entlang der Strecke im Verantwortungsbereich der vier o.g. Bürgervereine in den nächsten 20 Jahren diese Unzumutbarkeiten ertragen müssen.
Klaus Füsslin