Vom Bürgeramt zum Engagement
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Geschafft: Das Kaufangebot ist abgegeben, die Finanzierung steht weitgehend und InteressentInnen für die Räumlichkeiten gibt es auch schon. Jetzt kommt es nur noch auf die Entscheidung des Gemeinderats an: Ob die Genossenschaft „Haus des Engagements“ (HdE) den Zuschlag bekommt und das derzeitige Bürgeramt für eine Summe von über 5 Mio. Euro kaufen kann.
Wie in der letzten Ausgabe des Wiehre Journals berichtet, haben sich mehrere Initiativen des bürgerschaftlichen Engagements wie Treffpunkt Freiburg, eine Welt Forum, Ecotrinova und Gemeinwohlökonomie zusammengefunden, um die Baslerstr. 2 von der Stadt zu kaufen und an diesem zentralen Ort ein Zukunftsprojekt zu starten, das in dieser Form völlig neuartig ist. Es soll nicht nur das Engagement der vielen Ehrenamtlichen in Freiburg sichtbarer, professioneller und stabiler machen, sondern gleichzeitig mit gemeinwohlorientierten Unternehmen und kulturellen Einrichtungen eine Vernetzung geschaffen werden. Positiver Effekt einer solchen Vernetzung ist auch eine Quersubventionierung der bürgerschaftlichen Nutzung durch Gewerbemieten, so dass der Stadt hier auf Dauer keine weiteren Kosten entstehen und die Genossenschaft wirtschaftlich tragfähig ist.
Gemeinsam ist den Initiatoren aus Kultur, Wirtschaft und Engagement, dass sie die Bildung von Gemeinschaften fördern wollen, die den gesellschaftlichen Spaltungsprozessen entgegenwirken. So finden z.B. engagierte Unternehmen ihre Motivation nicht in Gewinnmaximierung, sondern in der Befriedigung von Bedürfnissen und der Suche nach kreativen Lösungen für gesellschaftliche Probleme im ökologischen und sozialen Bereich.
Auch im bürgerschaftlichen Engagement ist viel in Bewegung. Die klassischen Bereiche der Ehrenamtlichen in der Fürsorge findet bei Jugendlichen wenig Anklang. Engagement soll Spaß machen und die eigene Entwicklung befruchten. Dazu braucht es Selbstbestimmung der Engagierten und Förderung auf Augenhöhe, sagt Franz-Albert Heimer, Geschäftsführer des Treffpunkt e.V. – und einer der Hauptinitiatoren des Hauses des Engagements.
In der Kultur gibt es ähnliche Entwicklungen. So sagt Stefan Sinn, Initiator des Festivals Freiburg stimmt ein: Kultur besteht nicht nur aus Hochkultur mit hochdekorierten Veranstaltungen, die nur einen Bruchteil der Bevölkerung erreicht. Kultur muss ein lebendiger Teil der Gesellschaft im Alltag sein und Menschen dort abholen, wo sie sind. So kann sie wesentlich zur Gemeinschaftsbildung beitragen und die Begegnung auf Augenhöhe fördern.
Oder, um mit Gerald Hüther, dem bekannten Hirnforscher zu sprechen: „Wenn Menschen aufhören, sich gegenseitig zum Objekt zu machen, sondern sich darauf einlassen, sich direkt zu begegnen, dann lernen beide Seiten und können ihr Potential entfalten. Daraus entsteht kommunale Intelligenz.“
Das Projekt „Haus des Engagements“ hat in der Bevölkerung breite Unterstützung. Es ist wirklich eine große Chance für ein Leuchtturmprojekt für Freiburg.
Gitta Walchner, Vorstand HdE