Vor genau einem Jahr machten wir das Thema Baumschutz im Viertel zum Leitthema des Wiehre-Journals 81 und zeigten mit drastischen Bildern unter anderem, dass die Baumscheiben der zwei Linden an der Einmündung Günterstalstraße/Lorettostraße als Fahrradparkplatz und Mülleimer missbraucht werden. Die Linden, so klagten wir, könnten unter besseren Standbedingungen fast eine doppelt so große, schattenspendende Baumkrone haben.

Im Frühjahr wandte sich Herr Strecker (Edeka) an den BV, bezog sich ausdrücklich auf diesen Artikel und bot an, die Kosten für „richtige“ Fahrradständer und eine fachgerechte Baumscheibenbepflanzung zu übernehmen. Der Bürgerverein begrüßte die Initiative der Familie Strecker und sagte die von der Familie erbetene Unterstützung im Kontakt zum Garten- und Tiefbauamt gern zu. Eine Gartenbauingenieurin (und Bürgervereinsmitglied) war schnell bereit, die regelrechte Bepflanzung ehrenamtlich zu übernehmen. Die Familie Strecker überließ uns Pläne zur Weitergabe, die sie im Rahmen ihrer Übernahme und Umgestaltung der Bäckerei mit verändertem Eingang und Außensitzplätzen hatte anfertigen lassen. Diese Pläne zeigten mindestens kniehoch bepflanzte Baumscheiben mit Stauden, zu deren besserem Trittschutz jeweils parallel zur Straße höhenvariable Fahrradständer angebracht werden sollten. An den beiden anderen Seiten sollten jeweils ein Holzzaun und/oder eine kleine Bank das Betreten der Baumscheiben zukünftig verhindern.

Der richtige Ansprechpartner im Garten- und Tiefbauamt (GuT) war auch schnell ausgemacht, und dieser sagte mir telefonisch zu, sich innerhalb einer Woche selbst ein Bild von den örtlichen Gegebenheiten zu machen. Und er hielt Wort. Am 21. Juni schrieb uns der Sachgebietsleiter für Baumschutz und -pflege der Stadt Freiburg:

„Bezüglich der Problematik, dass beide Baumscheiben mit Baumbügeln und Bäumen als Fahrradabstellplatz missbraucht werden und das Baumsubstrat extrem verdichtet ist, stimmen wir Ihnen voll zu. Hier sehen wir akuten Handlungsbedarf. Die Baumschutzbügel werden wir demontieren und ersetzen – voraussichtlich durch Steinquader als Anfahrschutz, sodass hier keine Fahrräder mehr angeschlossen werden können. Das nachträgliche Anbringen von Gittern und Gitterrosten ist nicht möglich. Das Baumsubstrat werden wir in dem Zuge auflockern und wieder durchgängig für Regenwasser machen. Eine weitere Maßnahme wäre die Bepflanzung der Baumscheiben, sodass diese wieder als Grünfläche erkennbar sind und nicht als Teil des Gehwegs angesehen werden. Eine Staudenbepflanzung ist hier durchaus passend. Das wäre, soweit als schnelle und kostengünstige Maßnahme möglich. (…) Das Aufstellen von Fahrradbügeln auf der Fläche des Edeka-Marktes für die Kundschaft wird hier sicher auch eine gute Wirkung haben und sollte umgesetzt werden.“

Das war es dann aber auch schon – der „kurze Dienstweg“ im realen wie im übertragenen Sinne. Die „schnelle und kostengünstige Maßnahme“ der Baumscheibenbelüftung ist bis in den September hinein doch nicht erfolgt, und die schon sorgfältig ausgesuchten, hitzeresistenten und winterharten Stauden wuchsen weiter in einer Gärtnerei statt in den Baumbeeten.

Dafür kamen plötzlich andere Steine ins Rollen:
In einem auf die oben zitierte Mail erfolgten Anruf beim Sachgebietsleiter erfuhr ich, dass die vom GuT angedachten Quader (die wir aus Platzgründen für keine gute Lösung hielten) erst bestellt werden mussten und auch, dass für die Erlaubnis zur Aufstellung der Radständer (anstelle der Steine, von uns weiterhin propagiert) eine andere Dienststelle zuständig sei.

Daraufhin wandte ich mich mit der Frage an die Abteilungsleiterin für Verkehrsmanagement des GuT, ob das Straßenverkehrsamt grünes Licht für die von der Fa. Strecker-Edeka vorgeschlagene Lösung geben kann.

Diese hatte ein großes Eigeninteresse daran, ihren Vorplatz schnellstmöglich zu verschönern und rief auch selbst im GuT mit dem Angebot an, an besagter Stelle der Stadt einige Fahrradständer zu stiften. Verblüfft und etwas verärgert erhielten sie zunächst die Auskunft, dass das Aufstellen von Radständern auf öffentlichem Grund dauerhaft jährliche Gebühren, sogenannte Sondernutzungsgebühren, kosten würde, deren Höhe man ihnen allerdings nicht nennen könne, da dies wiederum über eine andere Dienststelle abgerechnet werde. Eine Auskunft, die, wie ich dann herausfand, nicht ganz richtig war: In der Sondernutzungsgebührensatzung fand sich unter § 3 Gebührenfreiheit:

„Sondernutzungsgebühren werden nicht erhoben (…) 3. für Fahrradständer ohne Werbeschild, die gemäß Ziffer 2.4 der Sondernutzungsrichtlinien für die Innenstadt der Stadt Freiburg i. Br. zugelassen wurden.“

Was nun fehlte, war die Erlaubnis zur Aufstellung der „privaten“ Fahrradständer auf öffentlichem Raum anstelle der Anfahrschutzbügel. Inzwischen war tatsächlich Eile geboten, denn mittlerweile meldeten sich beim Bürgerverein auch aufgebrachte Fußgänger*innen aus der Wiehre und aus Günterstal, die zu Stoßzeiten die Behinderung ihres Wegs zum Einkauf beklagten. Wild abgestellte (Lasten-)Fahrräder, die Anzahl ungünstig gestellter Verkehrsschilder Ecke Günterstal/Lorettostraße (eines mit dickem Zementpoller), dazu die Warenauslagen der Firma Edeka, die Außenbestuhlung der Bäckerei … alles zusammen machte den Fußweg zum Einkauf oder zur Straßenbahn zuweilen tatsächlich zu einem gefährlichen Slalomlauf, dem sich vor allem ältere oder gehandicapte Menschen hilflos ausgesetzt fühlten.

Um erste Abhilfe zu schaffen, hatten die Streckers auf dem von ihnen angemieteten Grundstück direkt am Haus schon 25 Fahrradständer anbringen lassen, was aber nur von einem Teil der Radfahrer*innen dankbar angenommen wurde. Viele unserer Günterstäler wie Wiehremer Gewohnheitstiere ließen sich nicht auf dieses Angebot ein und schlossen ihren Drahtesel gedankenlos weiterhin rund um und an die Bäumchen oder die Verkehrsschilder an, was den Gehbereich weiterhin unglücklich einengte.

Zur Klärung des Sachverhalts fand dann am 25.07. ein vom BV und der Verkehrsbehörde initiierter Ortstermin mit dem Fußgängerbeauftragten sowie zwei Kollegen von der Straßenverkehrsbehörde des GuT, einem Beamten des Polizeipräsidiums sowie Herrn Strecker Senior (Edeka) und mir als Vertreterin des Bürgervereins statt. Das Treffen war effektiv und die Beschlüsse weitreichend:

Edeka rückt mit seinen Auslagen in größtmögliche Nähe zur Wand. Der gekennzeichnete Lastenradparkplatz wird aufgehoben, da dieser selten für Lastenräder zur Verfügung steht und in seiner Lage im Eingangsbereich des EDEKA durch quergestellte Räder behindernd ist. Stattdessen will die Stadt an der westlichen Seite der neuen Fahrradabstellanlagen mit Bodenmarkierungen unterschiedlich tiefe Fahrradstellplätze und einem Lastenradpiktogramm dem Radlervolk lesbare Hinweise zum korrekten Abstellen geben.

Des Weiteren sollen die Schilderstöcke weiter in Richtung Fahrbahn versetzt und der dicke Halmakopfpoller dabei durch einen schlanken Schilderstock ersetzt werden.

Leider nahm ausgerechnet der Vertreter des Sachgebiets Baumschutz von GuT für uns völlig überraschend an der Begehung nicht teil. Für ihn war die Lösung mit den Steinquadern schon beschlossen, was er seinen Kollegen wohl inhaltlich verkürzt mit auf den Weg gegeben hatte. An dieser Stelle könnte man wohlmeinend von einem Informationsloch durch mangelnde Abstimmung sprechen, in das er und die Kollegen gefallen sind. Nur so kann ich es mir erklären, dass die einen Mitarbeiter des GuT mit uns um die Optimierung der kleinen Fläche für Fußgängerinnen, Radfahrerinnen und Bäume ringen, während der abwesende Kollege aus dem Sachgebiet „im Haus“ uns da immer noch Steine in den Weg legen will. Unsere Einwände dagegen brachte ich bei dem Ortstermin noch einmal vor, und so wunderte es uns nicht, dass die für die gleiche Woche versprochenen Steinquader ausblieben.

Im Protokoll der Begehung las sich das dann aber so:
„Vom Bürgerverein wurde angesprochen, dass im Bereich der Baumscheiben Änderungen an den Baumschutzbügeln bzw. die Entfernung dieser angedacht sind. Da hierzu bereits Kontakt mit dem zuständigen Sachgebiet besteht und weder Straßenverkehrsbehörde noch Fußgängerbeauftragter in die Abstimmungen dazu einbezogen sind, ist an dieser Stelle nicht näher auf die Thematik einzugehen.“

Durch diesen vermeintlichen Nichteinbezug haben wir nun seit dem 5. September doch noch die „Bauklötze“ auf dem Gehweg liegen. Von der Maßnahme völlig überrascht, wurden die belüfteten und mit Erde aufgefüllten Baumscheiben zunächst vom Bürgerverein kurzerhand mit Pflanzen aus dem Sortiment von Edeka bepflanzt, damit sie als schützenswerte Baumbeete erkennbar bleiben, denn eine Bepflanzung hatten die ausführenden Arbeiter nicht auf ihrem Auftragszettel. Ein Anruf bei der Nummer des Baumschutzes ergab dann, dass die Quader der für Juli angekündigten Lieferung zu groß waren. Man hat anschließend neue bestellt, was die Auslieferung zeitlich noch einmal deutlich nach hinten verschoben hat. Interne Rücksprachen im GuT hatten offensichtlich nicht stattgefunden.

Fest steht, dass in Stoßzeiten auch die neuen Fahrradständer nicht für alle parkwilligen Radler*innen ausreichen. Wir werden weiter konstruktiv nach Lösungen suchen und dazu auch alle nötigen Sachgebiete des Garten- und Tiefbauamts sehr sorgsam vernetzen. Versprochen!

Loretta Lorenz

P.S. Bei der Gelegenheit werden wir auch nach einem geeigneten Platz für einen Papierkorb suchen. Schon nach zwei Tagen lagen im Beet Hundetüten, Zigarettenkippen und Papier.